Definition (Beschreibung / Merkmale):
Als pflegende Angehörige werden alle Familienangehörigen, Freunde und Nachbarn, die in die Versorgung und Betreuung einer Person mit gesundheitsbedingten Einschränkungen involviert sind, bezeichnet. „Offiziell“ beginnt die Rolle des pflegenden Angehörigen mit der Beantragung und Feststellung eines Pflegegrades.
Eine aktuelle Studie zur Situation der Pflege zu Hause [1] kommt zu den Ergebnissen: 72 Prozent der Pflegenden sind Frauen. In den meisten Familien werden Vater und Mutter gepflegt, etwa 20 Prozent pflegen ihren Ehepartner, in etwa 12 Prozent der Fälle pflegen Eltern ihre (erwachsenen) Kinder. 30 Prozent pflegen schon mehr als sechs Jahre.
Marktpotenzial (Aktuell & Wachstum):
Rund 80 % der rund 4,8 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden zu Hause versorgt. Über die Hälfte davon (51, 3 %) werden allein durch ihre Angehörigen gepflegt, 23, 8 Prozent erhalten dabei Unterstützung durch ambulante Pflege- und Betreuungsdienste [2].
Derzeit gehen Berechnungen von etwa 7,6 Millionen pflegenden Angehörigen aus. Nach dem Barmer-Pflegereport [3] erhöht sich die Zahl der Pflegebedürftigen hierzulande bis 2030 auf rund sechs Millionen Menschen. Entsprechend wird auch die Zahl der pflegenden Angehörigen weiter deutlich ansteigen.
Bedürfnisse (Eintritt Phase & in der Phase):
Finanzielle Situation: Trotz der vergleichbaren guten Absicherung durch die Pflegeversicherung ist die Pflege eines Angehörigen oft mit zusätzlichen Kosten verbunden. Hinzukommt, dass viele pflegende Angehörige Gehaltseinbußen in Kauf nehmen, wenn sie die Arbeit reduzieren oder ganz aufgeben müssen. Die Aufgabe des Berufs führt in der Folge zu einem sinkenden Rentenanspruch und damit zu einem höheren Risiko von Altersarmut.
Der Umfang der finanziellen Unterstützung durch Pflegeversicherung, verschiedene Bundes- und Landesprogramme und themenspezifische Förderungen wie der digitalen Pflegeanwendungen (DiPa) sind vielen Pflegenden nicht bekannt. Selbst wenn die Möglichkeiten der (finanziellen) Unterstützung bekannt sind, werden sie oft nicht angenommen, sei es aus Scham oder wegen der komplizierten Beantragung von Fördermitteln [1].
Freizeit, Lebensplanung: Aus der Betreuung eines nahestehenden Menschen, z. B. Unterstützung beim Einkaufen oder Begleitung zum Arzt, wird über die Zeit oftmals eine Pflegesituation. Pflege in der häuslichen Umgebung kann schnell zum Vollzeitjob werden, der kaum noch Zeit und Raum zur Gestaltung der Freizeit und eigenen Lebensplanung lässt. Hinzukommen die emotionalen und körperlichen Herausforderungen der Pflege.
Partnerschaft: Abhängig davon, wer gepflegt wird, kann dies die Partnerschaft des Pflegenden beeinflussen. Wird eine Person außerhalb der Paarbeziehung gepflegt, so sind es vor allem der Zeitaufwand und die vielen Aufgaben, die die eigene Partnerschaft belasten können. Aber auch die emotionalen Belastungen, Anspannung und Erschöpfungszustände können Auswirkungen auf die Partnerbeziehung haben.
Noch schwieriger ist die Situation, wenn der eigene Partner pflegebedürftig ist. Dann verändert sich zwangsläufig sehr viel in der Partnerschaft. Hier sollte man frühzeitig über eventuelle Grenzen sprechen und respektieren, wenn jemand z. B. aus Scham nicht vom Partner gepflegt werden will, bzw. jemand diese Pflege nicht übernehmen möchte. (Gleiches gilt übrigens auch innerhalb der Familie zwischen Kindern und Eltern).
Szenarien:
Kaum einer ist auf die Rolle des Pflegenden vorbereitet. Die Auseinandersetzung mit dem Thema beginnt meistens erst dann, wenn der Pflegefall eintritt. Dies führt schnell zu einer Überforderung und zu Spannungen, gerade auch mit der zu pflegenden Person. Eine gute Vorbereitung ist z. B. das Verfassen von Pflege- und Versorgungsvollmachten. Diese „Formalie“ gibt den Anstoß, sich im Familien- und Freundeskreis mit dem Thema auseinanderzusetzen und kann dazu führen, dass Vorsorge und Versorgung besser geplant werden. Dazu gehören u. a. entsprechende Maßnahmen im Bereich der Absicherung oder Wohnraumgestaltung frühzeitig in Angriff zu nehmen.
Insbesondere bei akuten Ereignissen wie Unfall oder Schlaganfall tritt der Pflegefall in der Regel ohne eine solche Vorbereitung ein. Hier sind Angehörige auf schnelle Unterstützung angewiesen, um die neue Situation zu bewältigen. Dies gilt für die Versorgung, die Ausstattung der Pflege, aber auch für die Gestaltung des Pflegealltags. Hierzu gibt es vielfältige Angebote, die zum Teil über die Versicherungen erstattet werden. Eine umfängliche Beratung, insbesondere im Hinblick auf digitale Unterstützung, ist allerdings kaum vorhanden. Auch die Vernetzung unter Pflegenden Angehörigen ist verbesserungswürdig.
Quellen:
[1] VDK-Studie zur Situation der Pflege zu Hause
[2] Statistisches Bundesamt, Demografie und Pflege
https://www.wir-pflegen.net/pflegende-angehoerige/wer-pflegt-in-deutschlandWir unterstützen Sie gerne!
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